Der Seiler
Holzschnitt von Jost Amman
(aus: Das Ständebuch, 1568)

Begriffe von Se bis T
Seelenmesse
auch Seelenamt: Messe für Verstorbene zur Tilgung beziehungsweise Verkürzung der Sündenstrafen in Fegefeuer
Seelschwestern
auch Seelnonne, Totenfrau: Frauen, die Dienste rund ums Sterben und den Tod übernahmen. Dies war auch ein wichtiger Tätigkeitsbereich der Beginen
Septem artes liberales
Siehe unten Sieben freie Künste
Sester
Hohlmaß für Getreide, etwa 15 Liter
Sext
klösterliches Stundengebet zur sechsten Tageslichtstunde (ca. 12 Uhr)
sieben Freie Künste
(latein.: septem artes liberales) an der mittelalterlichen Universität bildeten die sieben Fächer Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astrologie das Grundstudium („Artistenfakultät“) und die Voraussetzung für Theologie, Medizin oder Rechtswissenschaft
siech
krank, altersschwach
Siech(en)haus
Verwahrungsstätte für ansteckend Kranke, zumeist draußen vor den Stadttoren
Simri
altes Hohlmaß von rund 22 Litern
Skapulier
Teil der klösterlichen Ordenstracht: schürzenartiger Überwurf über der Tunika getragen, mit Kapuze
sodomitisch, Sodomie
im MA, anders als heute: Oberbegriff für alle „widernatürlichen“ sexuellen Praktiken, u.a. auch für Homosexualität (auch „stumme Sünde“ genannt)
Sondersieche
auch Feldsieche, Malaten, Gute Leute: Aussätzige bzw. an (vermeintlich) ansteckenden Krankheiten Leidende wurden draußen vor der Stadt „auf dem Felde“ angesiedelt
Spanischer Bock
Foltergerät: keilförmiger Holzbock zum Aufsitzen, oben mit Metallzacken versehen. Den Opfern konnten noch Gewichte an die Beine gehängt werden
spanische Stiefel
auch Beinschrauben: Folterinstrument, bei dem Schienbein und Wade zwischen zwei Eisenplatten gelegt wurden, die dann zusammengeschraubt wurden, bis die Knochen brachen
Spanndienste
einer der vielen Frondienste leibeigener Bauern, bei dem sie dem Grundherrn neben ihrer Arbeitskraft auch ihr Ochsen- oder Pferdegespann unentgeltlich zur Verfügung stellen mussten
Spanne
altes Längenmaß von etwa 0,2 m (Spanne zwischen Daumen- und Kleinfingerspitze)
Spezereien
alte Bezeichnung für Gewürzwaren
Stadtschreiber
auch Kanzleischreiber: Als Leiter der städtischen Verwaltung, Notar und Berater des Bürgermeisters war er sehr gebildet, meist mit Jurastudium. Bedeutende Stadtschreiber waren Sebastian Brant (Straßburg) und Ulrich Zasius (Freiburg)
Ständetag
Versammlung der einzelnen Stände wie Ritter, Stadtbürgertum, Territorialherrscher
Staufer
zeitgenössischer Name war Hohenstaufen: schwäbisches Herrschergeschlecht (abgeleitet von Berg und Burg Hohenstaufen bei Göppingen), das im Mittelalter mehrere römisch-deutsche Könige und Kaiser hervorbrachte, wie Kaiser Friedrich Barbarossa oder dessen Enkel Friedrich II. – ihre Gegenspieler bei der Thronbesetzung waren die Welfen
Staupenschlag
auch stäupen: Auspeitschen mit einem Reisigbündel
Stellmacher
Wagner; Handwerker, der Räder und Wagen herstellt
Stiftsdamen
auch Kanonissen, Chorfrauen: religiöse Gemeinschaft von zumeist adligen Frauen, die ohne Gelübde und Klausur in einer klosterähnlichen Anlage leben; im Mittelalter oft adlige Töchter, die bis zur Verheiratung Jungfrau bleiben und sich bilden sollten
Stock
mittelalterlicher Holzblock, in die Fuß- und Handgelenke von Gefangenen gelegt wurden; auch als Ehrenstrafe auf öffentlichen Plätzen
Auf der Stör, Störschuster
mobile Handwerker auf dem Land, die zum Kunden ins Haus kamen; zumeist Schuster, Schneider, Kesselflicker, Messerschleifer u.ä.
Störzer
Landstreicher
Streckbank
Foltergerät: Das auf Tisch oder Bank gefesselte Opfer wurde mittels Handkurbel gestreckt
Stundengebete
auch Chorgebete, Horen, Tagzeiten, Gotteslob: Traditionell sammelte man sich im Kloster achtmal am Tag, d.h. alle drei Stunden, zum gemeinsamen Gebet. Außer dem Nachtgebet Matutin sind dies die Laudes (ca. 3 h), die Prim (6 h), die Terz (9 h), die Sext (12 h), die Non (15 h), die Vesper (18 h) und die Komplet (21 h)
Stutzer
altertümlich für einen übertrieben modischen, aufgeputzten Menschen
Tändler
Trödler, Krämer
Talar
weitärmelige Robe, heute noch von Geistlichen, Gelehrten und Juristen getragen
Talglicht
Licht/Kerze aus Tierfett, billiger als Wachskerzen
Tanzwut
auch Veitstanz, Tanzplage: mittelalterliche Bezeichnung für die krampfartigen Zuckungen eines Nervenkranken, eines durch Mutterkorn/Genuss pflanzlicher Drogen Vergifteten oder Epileptikers. Oft tanzten die Betroffenen, bis Schaum aus dem Mund quoll, Wunden auftraten und sie erschöpft zusammenbrachen
Terz
eines der klösterlichen Stundengebete zur dritten Tageslichtstunde um etwa 9 Uhr
Theriak
bis in die Neuzeit gebräuchliches, opiumhaltiges Allheilmittel, das aus 70 unterschiedlichen Stoffen zusammengebraut war. Enthielt neben pflanzlichen Stoffen auch Substanzen wie Entenblut, Vipern- und Krötenextrakte.
Tjost
ritterlicher Zweikampf des Lanzenstechens zu Pferd; siehe auch Turnier
Tollhäusler
Geisteskranker
Tonsur
bis auf einen Haarkranz ausrasierter Schädel bei Geistlichen
Treidelpfad
Weg unmittelbar am Flussufer für Mensch und Zugtier, um Boote und Schiffe flussaufwärts zu ziehen
Trick-Track
Vorläufer des Backgammon: wie Schach ein uraltes Gesellschaftsspiel, vor allem in höfischen Kreisen verbreitet
Triller
Drehkäfig zur Ausstellung und Bestrafung an öffentlichen Plätzen, ähnlich einer Prangerstrafe
Trippen
Unterschuhe aus Holz, die wegen des Straßendrecks unter die normalen Schuhe geschnallt wurden
Tschako
zylindrische militärische Kopfbedeckung, meist schwarz
Tuchscherer
altes Handwerk zum Veredeln/Glätten von Stoffen
Tunika
einfach geschnittenes langes Gewand, das um die Hüfte mit Gürtel zusammengehalten wird; auch Teil der Mönchstracht
Turm
in den Stadttürmen waren damals häufig Gefängnisse eingerichtet
Turniere
ritterliche Kampfspiele in verschiedenen Sparten wie Schwertkampf oder Lanzenstechen, nach strengen Regeln; dennoch starben hierbei oft etliche Ritter und Knappen