Der Schriftgiesser
Holzschnitt von Jost Amman
(aus: Das Ständebuch, 1568)

Begriffe von R bis Sc
Rabbiner
auch Rabbi, Rebbe: geistliches Oberhaupt einer jüdischen Gemeinde
Radebrechen
Rädern: Mehrfaches Brechen der Gliedmaßen mit schwerem Wagenrad, wobei der Tod nicht unbedingt sofort eintrat. Danach wurde der Körper auf das Rad gebunden, dieses dann auf einen Pfahl gesteckt und aufgerichtet
Rebbe
auch Rabbi, Rabbiner: geistliches Oberhaupt einer jüdischen Gemeinde
Refektorium
klösterlicher Speisesaal
Regal, Regalien
landesherrliches (ursprünglich königliches) Hoheitsrecht, das Abgaben einbrachte, wie Münzrecht, Zollrecht, Recht auf Bodenschätze oder Marktrecht
Reichsacht
vom König/Kaiser verhängte Ächtung (Rechtloserklärung), die sich auf das ganze Reichsgebiet erstreckte
Remise
Wirtschaftsgebäude für Wagen und Geräte
Reuerinnen
volkstümlich für den Orden der heiligen Maria Magdalena; ursprünglich als Sammlung bußfertiger Straßendirnen gedacht
Richard Löwenherz (1157-1199)
ab 1189 König von England; er führte den dritten Kreuzzug (1189-1192) zur Rückeroberung Jerusalems durch, scheiterte aber am Widerstand von Sultan Saladin und schloss mit ihm einen Waffenstillstand
Ritterorden
während der Kreuzzüge entstandene Mönchsorden (Johanniter, Templer, Deutscher Orden) aus wehrfähigen Rittern und hohen Adligen, deren Ziel es war, Jerusalem und das Heilige Land vom Islam zu befreien
Rosenkranz
katholische Gebetsfolge mittels einer Perlenkette mit angehängtem Kreuz, bei der die Perlen für die Gebetsabfolgen stehen
Rote Ruhr
schmerzhafte bakterielle Infektion mit blutigem Stuhlgang, die tödlich sein kann
Rotwelsch
Gaunersprache, Geheimsprache von gesellschaftlichen Randgruppen
Sackpfeife
altes Blasinstrument ähnlich dem Dudelsack, mit plärrendem Klang
Säftelehre
auch Säftehaushalt: medizinischer Begriff nach der Viersäftelehre (Humoralpathologie) der Antike, die für die mittelalterliche Medizin bestimmend war: Krankheiten entstehen, wenn die vier Säfte Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle nicht mehr im Gleichgewicht zueinander stehen
Sarazenen
arabischer Volksstamm. Früher gleichbedeutend für Muslime
Säumer
Wanderkaufleute, die ihre Waren mittels Lasttieren auf schmalen Saumpfaden transportieren
Saumpfad
schmaler, oft unwegsamer (Berg-)Pfad, Warentransport nur mit Lasttieren möglich
Schabracke
rechteckige Pferdedecke unter dem Sattel
Schaffner
Vermögensverwalter im Kloster oder Spital
Schalk
veraltetes Schimpfwort wie Schelm, boshafter, hinterlistiger Mensch
Schamkapsel
Herrenmode im 15. und 16.JH: beutelartiger Vorderlatz, der mit langen Strümpfen verbunden war. Zum Teil übertrieben ausgestopft
Schandesel
hölzernes Gestell, auf dem der zu Bestrafende der Menge zum Spott ausgesetzt war
Schandgeige
auch Halsgeige: aufklappbares Holzgestell, in das der Hals eines Verurteilten und die vor den Körper gestreckten Handgelenke gespannt wurden. Darin Zurschaustellung auf Marktplätzen oder beim Gang durch die Stadt
Schandstrafe
auch Ehrenstrafe: Begriff des frühneuzeitlichen Strafrechts: Im Gegensatz zur Leibesstrafe wird der Verurteilte nicht oder nur gering körperlich geschädigt, sondern am Pranger u. ä. bloßgestellt. Auch Waffenverbot, Stadtverweis
Scharfrichter
Henker; gehörte zu den Unehrlichen, siehe auch Angstmann
Scharwache, Scharwächter
bewaffnete Wachmannschaft, die anfangs von Stadtbürgern gestellt wurde, später von besoldeten Wächtern in städtischen Diensten
Schatzung
außerordentliche Steuer an den Landesherrn
Schaube
weite, mantelartige Jacke mit weiten Ärmeln, vorne offen und mit Kragen; als Amtstracht von Ratsleuten meist mit Pelzbesatz
Schecke
Männermode der frühen Neuzeit: Kurze Jacke, Überrock
Schelm
bedeutete ursprünglich Aas, Kadaver und wurde als böses Schimpfwort benutzt
Schelmenacker, Schelmenwasen
auch Schindacker, Schindanger, Wasen: dörfliches/städtisches Grundstück außerhalb, wo Tierkadaver verwertet und verscharrt wurden. Auch als Grabstätte von Menschen, denen die christliche Bestattung verwehrt war, wie Selbstmördern oder in der frühen Neuzeit Prostituierten; siehe auch Schelm
Scherflein
auch Halbpfennig, Hälbling: Da der Pfennig die kleinste Münzeinheit war, wurden die Münzen geteilt
Schildknappe
erfahrener Knappe (Edelknecht eines Ritters), der bereits in den Kampf zieht und kurz vor dem Ritterschlag (Schwertleite) steht
Schildwache
bewaffneter Wachtposten
Schinder
auch Wasenmeister: Abdecker, der Tierkadaver beseitigt und verwertet (zu den Unehrlichen gerechnet); oft in Personalunion mit dem Henker
Schindanger
auch Schindacker, Schelmenacker, Wasen: dörfliches/städtisches Grundstück außerhalb, wo Tierkadaver verwertet und verscharrt wurden. Auch als Grabstätte von Menschen, denen die christliche Bestattung verwehrt war, wie Selbstmördern oder in der frühen Neuzeit Prostituierten
Schilling
Währungseinheit bis zu den Reichsmünzordnungen im 16. Jh.: als Zählmaß von zumeist 12 Pfennigen (der Pfennig war um etliches mehr wert als heute)
Schleifen
insbesondere bei Burgen und Festungen: Niederreißen der Mauern
Schleimfieber
veraltet: schwerer Katarrh, Lungentuberkulose
Schlupf- und Winkeldirnen
heimliche (illegale) und damit schutzlose Prostituierte, im Gegensatz zu den „öffentlichen Frauen“ der städtischen Bordelle des Mittelalters
Schnabelschuh
aus dem Orient stammende Schuhmode des Adel im Spätmittelalter: mit langer, oft nach oben gebogener Spitze
Schnapphahn
Wegelagerer, Räuber
Schnappsack
auch Knappsack, Tragsack, Ranzen: alte Bezeichnungen für Rucksack
Schock
Zählmaß für 60 Stück
Scholar
fahrender Schüler/Student des Mittelalters, meist mit dem Ziel, Geistlicher zu werden oder auch gebildeter Kleriker ohne Amt und feste Stellung
Scholastik
gelehrte wissenschaftliche Denkweise des Mittelalters, mittels der eine Behauptung logisch erörtert wird, indem zunächst das Für und Wider dargelegt wird
schröpfen, Schröpfköpfe
erhitzte Gefäße aus Horn oder Glas werden auf angeritzte Hautstellen luftdicht angesetzt, durch den Unterdruck beim Abkühlen wird Blut durch die Haut gesogen. Dadurch sollen dem Körper schlechte Säfte entzogen werden, siehe Säftelehre. Heute noch in der Alternativmedizin
Schuh
auch Fuß: altes Längenmaß, je nach Region um die dreißig Zentimeter
Schultheiß
vom Landesherrn eingesetzter Gemeindevorsteher mit Gerichtsgewalt (auf dem Dorf Schultes oder Schulze genannt)
schurigeln
schikanieren, plagen, quälen
schwarzgalliges Gemüt
melancholisch, depressiv; die schwarze Galle überwiegt, siehe Säftelehre
Schwertleite
feierliche Aufnahme eines adligen Knappen in den Ritterstand, in der Regel mit 21 Jahren. Später Ritterschlag genannt
Schwindsucht
veralteter Ausdruck für Tuberkulose, aber auch Krebs
Scriptorium
Schreibstube eines Klosters, oft auch als Schulraum genutzt